9: Das Ende der Schule

Das Ende meiner Schulzeit, nach 10 Jahren war es endlich so weit (lang ist es her). Ich habe mir nichts sehnlicher gewünscht, als hier endlich herauszukommen, raus aus den immer gleich riechenden Klassenzimmern, weg von den Schulkindern, die durch Ihr Denken und Handeln besser in den Kindergarten gepasst hätten. Endlich weg aus der in die Jahre gekommenen Schule, die sich in meinen 10 Jahren keinen Millimeter verändert hatte. Aufschwung Ost? Nicht bei uns! Zumindest nicht in den 90ern als ich noch lernen durfte.

Wer wissen möchte, wie es mir in der Schule ging, kann dies gern hier nachholen.

Lernen wir das richtige?

Natürlich ist das von mir hier geschriebene „Jammern auf hohem Niveau“. Andere Kinder in anderen Ländern würden sich freuen, überhaupt in die Schule gehen zu können. Lernen ist ein Privileg, welches nicht jedem vergönnt ist. So oder so ähnlich hörte ich es ganz oft von Eltern, die Ihren Kindern das Lernen und die Schule schmackhaft machen wollten. Mit Recht, Wahrheit, aber ohne Erfolg. Was interessiert mich denn ein Kind auf der „anderen“ Seite der Erde, so werden die meisten gedacht haben. Verständlich, aber dumm. Hauptsache ich habe alles, was ich zum Glücklich sein brauch und dazu zählt auf keinen Fall die Schule. Wofür brauch man denn die Berechnung eines Dreiecks, wenn ich doch später Bäcker werden möchte und warum muss ich wissen, wie eine Pflanze aufgebaut ist, wenn ich doch Kfz-Mechaniker werden will. Alles Sprüche, die wir schon 1.000 Mal gehört haben.

Die richtigen Methoden?!?!

Früher (so sagte man mir) wurden Kinder mit einem Rohrstock geschlagen, wenn sie den Unterricht gestört haben. Früher, wurde mein Vater mit einem großen, schweren Schlüsselbund vom Lehrer beworfen, nur weil er nicht die richtige Antwort auf seine Frage hatte. Eltern waren zu dieser Zeit recht machtlos und der Lehrer hatte das Sagen. Die Erziehungsberechtigten fügten sich dem Urteil der Mentoren. Schüler hatten Respekt und befolgten die Anweisungen von Ihren Vorgesetzten (Lehrern) so gut wie möglich. Natürlich gab es auch damals Ausnahmen, aber auf kurz oder lang wurden auch die letzten Störenfriede gebändigt.

Heute haben die Schüler in der Schule das Sagen. Lehrer sind nur Mittel zum Zweck. Man sollte als Lehrer keine zu laute Stimme haben oder einem Schüler zu tief in die Augen blicken, denn dann könnte es sein, dass sich diese belästigt oder diskriminiert fühlen.

Sogleich rücken die stolzen Eltern der „braven“ Schüler in der Schule an, um Ihre ach so lieben Schützlinge bis auf „Messers Schneide“ zu verteidigen. Denn das eigene Kind ist doch nicht schlecht und macht auf keinen Fall einen Fehler. Der Fehler ist immer der Lehrer. Sollte man im Gespräch zu keiner Einigung kommen, wird mit dem Anwalt gedroht. Das Ziel sollte immer sein, diesen schlechten, falsch denkenden Lehrer endlich loszuwerden. Entweder er geht freiwillig oder er wird gegangen. Hat man diesen endlich von der Backe und auch der nächste sagt etwas gegen sein eigenes Kind, wird auch dieser niedergemacht. Es gibt nämlich keine schlechten Schüler, nur schlechte Lehrer.

Kleider machen Leute

Früher gab es Einheitskleidung, jeder Schüler und jede Schülerin hatten die gleichen Sachen an. Markenneid gab es nicht. Was für eine herrliche Vorstellung. Jungs hatten noch Hosen ohne Löscher an und Mädchen trugen geschlossene Kleidung. Geschminkt wurde sich meines Wissens nicht und wenn, dann nur sehr dezent. Heutzutage besteht die Einheitskleidung vieler Jugendlicher aus Jogginghosen und/oder teuren Markensachen. Mit Kleidung aus dem Discounter wird man schnell abgestempelt und ist ein Außenseiter, also heißt die Devise „mitmachen“. Mädels im Alter von 13 Jahren gehen in die Schule, wie wir früher in die Disco. Alles, was der Körper hergibt, wird zur Schau gestellt, man muss ja auffallen und gesehen werden. Ich habe es mir schon lange verkniffen das Alter unserer heutigen, jungen Generation zu schätzen. Man liegt schnell mal 10 Jahre daneben.

Auf die Technik kommt es an

Die Technik von damals bestand aus Kreidetafel und Rechenschieber. Mittel, die damals normal und ausreichend waren. Auch aus diesen Kindern der damaligen Zeit sind heute Ingenieure, Professoren, Chemiker und allgemein gesagt schlaue, wohlerzogene Erwachsene geworden.

In der heutigen Zeit hat jeder Schüler ein iPad auf seinem Platz liegen, was sich automatisch nach jeder Unterrichtseinheit per Knopfdruck zurücksetzen lässt, das Thema heißt Datenschutz.

Lehrer vermitteln Ihren Stoff auf sogenannten „White Boards“, digitale Tafeln, auf denen man auch gern mal einen Lehrfilm von YouTube zeigen kann. Tafel abwischen? Nicht mehr nötig, über das „Papierkorb“ Symbol ist direkt alles gelöscht. Tafelbilder müssen schon längst nicht mehr im Unterricht von der Lehrerin entworfen werden, dafür gibt es Vorlagen.

Über eine spezielle App hat jeder Schüler Online Zugriff auf seinen Stundenplan, auf Ausfälle und kann sich bei Bedarf mit Lehrern und Schülern auch nach der Unterrichtszeit vernetzen und unterhalten. Vorausgesetzt der Schüler hat ein eigenes Smartphone, aber das gehört ja inzwischen sowieso zum Standard Repertoire eines jeden 7-jährigen. Man muss ja erreichbar sein.

Spickzettel? Wie altmodisch, heute hat man Taschenrechner mit Speicherfunktion für Texte, aber auch das ist Schnee von gestern. Mit einem Smartphone in seiner Nähe hat man den besten digitalen Spickzettel auf der ganzen Welt.

Generation „zwischendrin“

Mein Chef fragte mich vor kurzem nach der Vorgehensweise eines speziellen Vertrages, den ich mit einem Kunden abgeschlossen hatte. Ich sagte: „Wir haben das so wie immer gemacht“. Mein Chef antwortete darauf: „Nur weil wir das schon immer so gemacht haben, heißt nicht, dass es richtig ist bzw. dass wir es auch weiterhin so machen“. Ein Satz, der mir im Gedächtnis geblieben ist und mit dem er absolut recht hatte.

Meine Generation (78er Baujahr) hat weder die Rohrstockmethode noch die Jogginghosen Variante mitgemacht und das ist gut so. Das, was damals richtig war, ist heute falsch und wird aufs Schärfste verurteilt. Nur wann kommt die Zeit, in der die jetzigen Methoden verworfen und verurteilt werden? Ein bisschen mehr von damals und etwas weniger von den jetzigen Methoden und wir alle wären gut bedient. Doch können wir unser Schulwesen höchstwahrscheinlich ändern und optimieren, wie wir wollen, ändern wird sich nichts. Es wird auch in Zukunft die schlauen Macher, die dummen und faulen und die dazwischen geben.

Der Nachteil

Einen Nachteil hat aber die heutige Generation. Kein Schüler oder keine Schülerin kann diesen einen Satz sagen: „Das weiß ich nicht, da war ich gerade Kreide holen“, denn in den meisten Schulen gibt es keine Kreidetafeln mehr und wenn doch, bringt der Lehrer seine Kreide selbst mit, alles andere könnte durch die Eltern zur Anzeige gebracht werden. Meine Überschrift „Das Ende der Schule“ war natürlich nicht auf das Schulsystem an sich gemünzt, sondern auf das Ende meiner Schulzeit nach 10 Jahren. Wir können stolz darauf sein, hier in Deutschland zu leben und das Bildungssystem in vollen Zügen genießen zu können. Jedoch würde ich mir wünschen, dass die Lehrer mit etwas mehr mit Respekt behandelt werden, so wie wir es uns von jedem wünschen, der sich mit uns umgibt. Auch Lehrer sind Menschen, wenn auch manchmal etwas kompliziert.

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