6: Onkel Hans – der Abenteuer Onkel

Wenn man einen Blog über sich und sein Denken ins Leben ruft, macht man sich im Vorfeld Gedanken, worüber man schreibt, überlegt sich Themen und Überschriften. Eine davon hatte ich schon ganz am Anfang in meinem Kopf und deshalb freue ich mich sehr, genau heute darüber schreiben zu können.

Meine Familie ist/war sehr groß, viele Tanten und vielen Onkels, doch einer stach für mich aus der Masse heraus, er kümmerte sich um mich, als wäre ich sein eigener Sohn.

Mein Onkel Hans.

Sein Leben

Sein Leben war in 2 Bereiche unterteilt. Zum einen seine Arbeit und zum anderen die Liebe zur Natur und alles was damit zusammenhing. Zum Arbeiten war ich selbst noch viel zu jung, aber für das Abenteuer „Natur“ kann man nicht jung genug sein und genau deshalb nahm er mich, so oft es nur ging, mit in seine Welt.

Sein Schicksal

Mein Onkel hatte in seinem Leben mindestens einen schweren Schicksalsschlag zu verarbeiten. Er verlor durch einen Motorradunfall das Kind seiner damaligen Frau. Er selbst war der Fahrer, seine „Tochter“ die Beifahrerin. Ein LKW-Fahrer hat das heranfahrende Motorrad von Hans übersehen, dann kam es zu dem leider unvermeidlichen Unfall. Mein Onkel selbst hatte keine Schuld, musste aber mit dieser Bürde sein weiteres Leben bestreiten. Niemand kann sich vorstellen, wie schlimm es sein muss, mit diesen Bildern leben zu müssen. Das Fehlen eines geliebten Familienmitgliedes, die immer wiederkehrenden Gedanken an den Unfall, die nicht berechtigten, aber dennoch herrschenden Schuldgefühle an sich selbst und sicherlich auch seine schlechten, nicht beeinflussbaren Träume. Ein Szenario, bei dem mir auch heute noch das Blut in den Adern gefriert.

Vielleicht war es aber auch genau dieser Grund, warum er immer für mich da war. War ich eventuell eine Art „Tochterersatz“ für ihn. Vielleicht wollte er es sich aber auch selbst beweisen und zeigen, dass er ein guter Mensch ist und suchte auf dieser Weise seinen Seelenfrieden?

Seine Wiedergutmachung!?

Ich kannte keinen besseren, lieberen und schlaueren Menschen als ihn. Neben meinen Eltern, das steht außer Frage, war er mein Held, ein Held für mich ganz allein. Was haben wir nicht alles zusammen unternommen!

Wenn ich mich noch recht entsinne, besuchte er mich meist 2-mal die Woche. Ich freute mich immer riesig auf ihn. Trotz seiner schweren Arbeit auf dem Bau, kam er direkt danach zu mir, um mit mir die Welt unsicher zu machen, aber auf eine spannende und positive Art und Weise.

Unsere Abenteuer

Ich lernte von ihm so viel über die Natur, die Pflanzen und die Tierwelt. Er konnte zu allem etwas erzählen. Keine von mir gestellte Frage blieb unbeantwortet. Er war für mich wie ein eigener Lehrer und Freund, mein bester Freund. Durch seine liebevolle und lockere Art blieb von seinen Erzählungen ganz viel in meinem damals noch so kleinen Gehirn hängen.

Alles (na ja fast alles) was er in seinem Leben in der Natur erlebt und erfahren hat, versuchte er mir spielerisch aber mit Methode beizubringen. Ich fand alles interessant, was er mir erzählte und ich versuchte diese Infos wie ein Schwamm aufzusaugen. Auch jetzt noch als erwachsener kann ich von dem Laben, was ich als Kind von Onkel Hans mitbekommen habe.

So oft es nur ging waren wir draußen, entweder einfach nur im Garten oder wir haben meine Heimatstadt Döbeln unsicher gemacht. Von ihm lernte ich das Fahrradfahren und auch später das Moped fahren, das letztere fanden meine Eltern gar nicht gut und viel zu gefährlich. Mein Onkel wiederum hatte volles Vertrauen in mich. Er sagte immer: „Das bekommt meine Gurke schon hin“. Ja „seine Gurke“ war ich, der kleine ängstliche Andreas der Dank seines Onkels nach und nach die Angst verlor und zu einem wissbegierigen Kind heranwuchs (das Moped fahren lernte ich natürlich erst als jugendlicher von ihm).

Zum Thema Angst habe ich gleich noch was. Die meisten meiner Onkels aus der Schär Familie sind Bergsteiger gewesen, das heißt sie fuhren, wann immer es nur ging, Klettern in die Sächsischen Schweiz. Und wenn schon die großen klettern, dann müssen natürlich auch die kleinen so erzogen werden, also auch die „Gurke“. Zum Leidwesen meiner Mutter, die genau aus diesem Grund lieber zu Hause geblieben ist, wurde ich schon ganz früh an die Berge und Wälder der Sächsischen Schweiz gewöhnt. Ich konnte noch nicht mal richtig ohne Hilfe laufen, aber am Seil einen 10M hohen Gipfel erklimmen, das sollte schon mal drin sein.

Mir war das als kleines Kind nicht immer so geheuer, aber was will man schon machen, so viel hat man als Kind ja nicht zu sagen, wenn man überhaupt schon ordentlich sprechen kann.

Das Thema klettern mit meinem Onkel Hanns wird sicher nochmal einen eigenen Blogartikel bekommen. Hier gibt es noch so viel zu erzählen. Aber auch das Thema des Abenteuer-Onkels werde ich nochmal beleuchten, denn nicht alle guten Menschen, die es verdient haben, bekommen ein gutes Ende geschenkt.

Ode an einen wundervollen Menschen

Ich freue mich sehr, dass ich so einen Menschen wie meinen Onkel Hans kennen und lieben lernen durfte. Er ist ein Mensch gewesen, den ich bisher nur einmal getroffen und wahrscheinlich auch nie wieder treffen werde. Ein Mensch den man einfach nur liebhaben muss. Ich bedanke mich für alles, was du mir gelernt und beigebracht hast, für all die verrückten und schönen Momente. Man kann nur hoffen, du hast dich inzwischen nach so vielen Jahren in deiner neuen Welt gut eingelebt und schaust von oben ab und an mal zu uns runter. Ich jedenfalls, schaue ganz oft nach oben und denke an dich.

Danke Onkel Hans, Deine Gurke!

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