8: Vom Sandkasten in die Schule

Entschuldigung, bin ich hier richtig?

Die Kindheit, eine wunderbare Zeit, die oftmals viel zu schnell vorübergeht. Gestern hat man noch im Sandkasten gespielt, wusste nichts vom Leben und dachte diese Zeit geht nie vorüber. Doch irgendwann ist die unbeschwerte Zeit vorbei. Man kommt in die Schule, die Lehrer übernehmen teilweise die Erziehung auf Ihre Art und es treten Kinder in Dein Leben, die unterschiedlicher hätten nicht sein können.

Meine Schulzeit war für mich persönlich nicht die schönste Zeit. Irgendwie fühlte ich mich dort falsch, nicht wegen der Lehrer, nein, eher die Schüler in meiner Klasse bereiteten mir schlaflose Nächte. Die meisten waren anders als ich, sie waren so laut und nervig, hatten teilweise keinen Anstand und machten, was sie wollten. Damit kam ich nicht klar.

Nur leider musste ich damit klarkommen und das für die nächsten 10 Jahre, eine unvorstellbar lange Zeit. Vielleicht lag es auch daran, dass ich nicht im Kindergarten war, ich war darüber nicht böse, aber vielleicht fehlte mir dadurch der Bezug zu anderen Kindern. Mehr zu meiner Kindheit findet Ihr hier.

Anstand, Höflichkeit und zuhören, alles Eigenschaften, die ich mit in die erste Klasse nahm. Bei anderen Kindern in meiner Klasse zählten da eher andere Werte wie, stören, beleidigen und NICHT zuhören. Ich weiß noch genau, als unsere Lehrerin in der Klasse fragte, warum wir in die Schule gehen, alle sagten „um unsere Freunde zu treffen“. Ich verstand die Welt nicht mehr, die ganze Zeit ging mir durch den Kopf, was ich denn auf diese Frage antworte. Soll ich ehrlich sein? Soll ich lügen? Ich war überfordert. Irgendwann war es so weit, ich musste unserer Lehrerin eine Antwort geben, ich entschied mich für die Wahrheit und sagte „um etwas zu lernen“. Die Blicke meiner Mitschüler sprachen Bände.

Ja ok, ich hatte nicht viele Freunde in meiner Klasse, aber das wollte ich auch nicht, denn ich hätte Ihnen etwas Falsches vorgespielt. Dennoch war ich auch nicht der Außenseiter, der gemobbt wurde, komischerweise, ich hätte es sogar verstehen können.

Andreas, bitte weitergeben…

Kleine Zettel mit heimlichen Nachrichten, die von Bank zu Bank gegeben wurden, fanden bei mir ein ungewolltes Ende. Ich war zum Zuhören und Lernen in der Schule nicht zum Zettel weitergeben. Ich hätte mich so geschämt, wenn genau mich die Lehrer erwischt hätten, wie ich einen kleinen unscheinbaren Brief zum nächsten ahnungslosen gebe, ohne Sinn und Verstand. Ein Briefchen, was ich nicht wollte und bei dem ich auch nicht wusste, was darauf steht. Warum sollte man sowas tun?

Andreas der Objektive

Mich zog es oftmals zu Kindern in meiner Klasse, die entweder zu Unrecht schlecht behandelt wurden oder die von vornherein Außenseiter oder abgestempelt waren. Oft habe ich auch genau neben diesen Kindern gesessen. Zufall? Schicksal? Bestimmung? Nach und nach kristallisierte es sich heraus, zumindest hat das unsere Klassenlehrerin festgestellt, dass ich eine sehr objektive Meinung von Dingen habe. So kam es, dass ich bei Streitigkeiten zwischen Kindern von der Lehrerin gefragt wurde, wer in meinen Augen im Recht ist und warum. Es machte mir das Leben in der Klasse nicht einfacher. Ich wollte doch niemanden vor den Kopf stoßen und ich überlegte mir sehr lange, wie und was ich sagte.

Dies hatte dennoch zur Folge, dass ich nicht unbedingt die erste und beste Wahl war, wenn es darum ging, Gruppen zu bilden. Meist wurde ich erst im letzten Drittel aufgerufen.

Der Albtraum vom Dreamboy

Außerdem erinnere ich mich noch an eine kleine, hochnäsige Zicke aus meiner Parallelklasse. Meist sah man Sie mit Ihrer anscheinend besten Freundin auf dem Schulhof oder in den Fluren der Schule. Jedes Mal, aber wirklich jedes Mal, wenn sie mich sah, sagte sie hämisch und kichernd… „Na mein Dreamboy?“. Ich merkte sofort das Sie mich auslachte und es nicht ernst meint… ich wurde rot und verlegen. Gefundenes Fressen für Sie, also ging es Tag für Tag so weiter. Ich traute mich schon gar nicht mehr aus dem Klassenzimmer und wenn dann nur mit einem vorsichtigen Blick nach links und rechts.

Das alles machte die Schulzeit nicht wirklich schöner. Ich war aber dennoch kein schlechter Schüler. Meine Noten, gerade in den ersten Jahren waren sehr gut, ich war fleißig, habe meine Hausaufgaben gemacht und war beliebt bei den Lehrern, wenigstens etwas.

Funfact

Nebenbei gesagt hatte ich 10 Jahre lang in den Kopfnoten überall eine 1. Ich sag ja, ich war irgendwie anders als die anderen. Selbst beim Schreiben und lesen kommt mir der Absatz hier blöd vor, ich lass ihn aber trotzdem stehen. Ich steh sozusagen dazu. Besser 1 als 6. Ach neeee ich schreibe es lieber aus.

Besser eins als sechs…..

Mein erster Kuss

Am Ende der 4. Klasse fuhren wir zum Abschluss der Grundschulzeit 1 Woche nach Limmritz, eine Art Abschlussfahrt. Alle freuten sich und konnten es kaum erwarten. Ich persönlich habe gehofft, dass es schnell vorbeigeht. Am letzten Tag abends traf sich unsere Klasse zusammen mit unserer Lehrerin zur selbst organisierten Disco. Alle waren glücklich und tanzten. Ich selbst war da eher zurückhaltender. Je später der Abend, desto ausgelassener meine Schulkameraden. Zum Abschluss gab es dann einen kleinen „Tanzcontest“. Gesucht wurde der Beste oder die beste Tänzerin. Gewinnen konnte natürlich nur der, der auch tanzt und genau da lag mein Problem.

Doch plötzlich kam unsere Lehrerin auf mich zu und forderte mich zum Tanzen auf. Ich war von den Socken… es hatten sich doch so viele Kinder freiwillig gemeldet, im Gegensatz zu mir. Dennoch sollte ich mit Ihr tanzen? Jetzt war ich in einer Zwickmühle, aber hätte ich gesagt ich mach es nicht, wäre ich bei allen unten durch gewesen, also gab ich mir einen Ruck und los gings.

Aus den Lautsprechern tönten mir bekannte Klänge, keine Ahnung woher ich das Lied kannte und woher ich wusste wie man das tanzt, aber irgendwie fühlte ich mich gut dabei. Es war das Lied „Lambada von Kaoma“ (gern auch hier nachzuhören). Ich tanzte eng an eng mit meiner Sportlehrerin zusammen und alle anderen Kinder, die mich so nicht kannten, schauten zu. Danach ging es weiter mit „Blondie“ und dem Lied „Maria“ (hier der Link zum Video). Ich war wie im Rausch und bemerkte irgendwann meine Mitschüler gar nicht mehr. Nach diesen zwei Liedern war mein Part geschafft. Danach mussten die anderen Kinder ran (arme Lehrerin). Am Ende des Abends kam es dann zur Kür der besten Tänzer. Jeder Schüler hatte eine Stimme.

Trommelwirbel…

Ich selbst hoffte dabei nur, dass ich nicht auf dem letzten Platz lande oder mir wenigstens ein Schüler eine Stimme gegeben hat. Und dann war es endlich so weit. Die Stimmen wurden ausgezählt, Briefwahlen gab es nicht und auch keine Zweitstimme. Manipuliert hatte ich die Wahl ebenfalls nicht und ich hoffte auch niemand anderes.

Der männliche Sieger des inoffiziellen „Limmritzer-Abschlussfahrt-Tanz-Contest-Gedöhns“ inkl. Kuss der Sportlehrerin ging aaaaaaaaaaan……………………..

MICH

Bitte was? Hatte es doch Wahlbetrug gegeben? Wurden die Stimmen falsch ausgezählt? Nein, kann nicht sein, wir sind doch hier in Limmritz und nicht in Russland (oh sorry, ist mir so herausgerutscht). Na ja, zumindest legte ich keinen Protest ein. Ich akzeptierte das offizielle Wahlergebnis und nahm den mir zustehenden Kuss unserer Sportlehrerin innerlich gern und äußerlich mit verzerrter und aufgesetzter Miene entgegen.

Mein zweiter Kuss

Durch unsere Disco wurde es sogar nach 22 Uhr und das in der 4. Klasse, kaum vorzustellen. Und genau deswegen mussten wir danach schleunigst ins Bett. Schlafen konnte ich nicht und heiß war mir auch, das war aber auch ein aufregender Tag. Als dann später unsere sehr junge und hübsche Klassenlehrerin einen Kontrollgang machte, taten alle Kinder so als würden sie schlafen, auch ich. Nur eins habe ich nicht mehr geschafft, mich zuzudecken und dann kam mein zweites Highlight des Tages. Meine Klassenlehrerin (kurze Auffrischung für alle, die es vergessen haben, sie war jung und hübsch) deckte mich sanft zu und gab dem vermeintlich schlafenden Andreas, also mir, einen Kuss auf die Wange. Ich war so happy!!!

Und so verging Jahr um Jahr. Nach der 4. Klasse musste jeder Schüler die Schule wechseln. Ab in die „Polytechnische Oberschule“ wie es damals noch hieß. Es kamen neue Schüler und neue Lehrer. Einige Lehrer waren gut, anderen machten Dienst nach Vorschrift und hatten weder Lust Ihren Beruf auszuüben noch die Ahnung davon. Man passte sich jedem Lehrer an so gut es ging und irgendwann waren auch meine 10 Jahre um. Einige von meinen Lehrern gibt es inzwischen nicht mehr. Der Satz „nur die Besten sterben jung“ traf nur auf einige zu. Mit dem Wissen von heute hätte ich damals so einiges anders gemacht.

Wenn ich aber meine Schulzeit mit der heutigen vergleiche, bin ich dennoch froh damals groß geworden zu sein. Einige (viele) Kinder von heute sind respektlos, haben keinen Anstand und wissen sich nicht zu verhalten. Mal ganz abgesehen von Ihrer vulgären, anmaßenden und sexistischen Sprache.

(Ironie Anfang) In diesem Sinne machts gut Ihr Motherfucker bis bald Euer „Dicka – Alta – Ehrenmann“ (Ironie Ende) Ich geh jetzt wieder in meinen Sandkasten.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert